Johannes 2:13-25 – Jesus ist komplett dagegen, dass das Haus Gottes zum Markt wird
- David Roncancio
- 24. Dez. 2018
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Sept. 2019

Nach der Hochzeit in Kana springt Johannes in der Zeit und bringt uns zum Moment, indem Jesus nach Jerusalem geht.
Paralleltexte: Matthäus 21:12-13; Markus 11:15-17; Lukas 19:45-46.
Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel (ein heiliger Ort; der ganze Bezirk) die Verkäufer (Händler) von Rindern und Schafen und Tauben und die Wechsler, die dasaßen.
Wie wir hier sehen, war möglicherweise Jesus´ Plan der jährliche Besuch, den die Familien nach Jerusalem machten, zu tun, mit dem Ziel in den Tempel zu gehen, um das Passahfest zu feiern. Das Passahfest (Hebräisch: rübergehen, von einer Seite in die andere rüber springen) wurde von Gott in der Zeit des Alten Testaments eingeführt. Es war eines der wichtigsten jüdischen Festen, im welchen man sich an die Nacht erinnert, an der der Engel Gottes in Ägypten Haus für Haus besucht und damit die Befreiung Israels aus der Sklaverei beginnt. Heute noch wird es fast auf derselben Art gefeiert, wie vor Jahren: mit einem großen Essen, in welchen man ungesäuertes Brot isst, und ein Lamm geopfert wird, als Symbol für die Sühne unserer Sünden. (2. Mose 12; 5. Mose 16:1:1-8). Mit dem Passah fängt das jüdische Jahr an. Jesus führt später in seinem letzten Passah während der selben Nacht, in der man sich an die Flucht aus Ägypten erinnert, das Heilige Mahl oder Abendmahl ein, mit dem er die Symbolik des jüdischen Passahs auf seine eigene Person bezieht und erklärt, dass er das Lamm ist, das für die Sünden der Menschheit geopfert wird. Dieses selbe Abendmahl wird sowohl zum Abschluss des Alten Bündnisses, als auch der Anfang eines Neuen Bündnisses, weswegen auch Jesus den Jüngern befiehlt mit dieser Tradition weiterzumachen um ihn daran zu erinnern, dass er zurückkommt und auch die Hochzeit des Lammes im Voraus zu feiern.
Laut den Paralleltexten geschieht dies alles nachdem Jesus symbolisch als König in Jerusalem empfangen wird. Doch Johanes platziert dieses Geschehen weit vor den festlichen Eintritt Jesu in Jerusalem. Es ist gut möglich, dass diese Geschehnisse zwei oder drei Mal passiert sind, oder dass die Autoren den Moment des Geschehens durcheinander gebracht haben. Wenn wir bedenken, dass Johannes der einzige der Autoren war, der dabei gewesen ist, ist es gut möglich, dass seine Version eher die exakte Reihenfolge der Geschehnisse beschreibt.
Als Jesus in Jerusalem ankommt, sehen wir, dass er zuerst direkt zum Tempel geht. Bei seiner Ankunft dort sieht er, dass der ganze Bezirk des Tempels voller Händler ist, die die Tiere verkauften, die für die Opfer nötig waren und auch die, die mit den Sachen handelten, die die Pilger für das Opfer mit sich brachten und gegen Münzen wechselten, mit denen sie die Opfer kaufen konnten. Das jüdische Gesetz legte fest, je nachdem für welche Sünde Buse getan werden sollte und auch welche finanziellen Ressourcen jeder hatte, was für ein Tier geopfert werden sollte. Aber diese Tiere mussten perfekt sein und ganz bestimmte und spezielle Konditionen erfüllen. Ursprünglich hat jede Familie seine eigenen Tiere für das Opfer gebracht und der Priester hat es dann ausgeführt. Aber die religiösen Leiter in der Zeit Jesu sahen in dieser Praxis die Gelegenheit Geld zu machen, woraufhin sie den Leuten verbaten ihre eigenen Tiere mitzubringen und sie dazu zwangen diese im Tempel zu kaufen. Wer keine Tiere hatte und eins brauchte, musste irgendwas anderes für Münzen wechseln, um mit diesen die gewünschten Tiere zu kaufen. Wie wir sehen, hat diese Praxis Jesus sehr geärgert.
Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Rindern, und den Wechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um; und zu den Taubenverkäufern sprach er: Schaft das weg von hier! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus (Gr. emporion)!
Seine Jünger dachten aber daran, dass geschrieben steht: «Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.» (Psalm 69:10).
Traurigerweise wurde die Praxis aus dem Glauben Geschäft zu machen nicht nur in der jüdischen Tradition der damaligen Zeit getan, sondern speziell in der christlichen Kirche über die Jahre danach, sogar bis heutzutage: die Römisch-Katholische-Kirche benutzte es während des Mittelalters um sich durch die Ablässe und den Verkauf von Reliquien zu finanzieren, die Protestantische Kirche übernahm es später um sich durch das Einführen eines Opfersystems, welches kein biblisches Fundament hat, zu finanzieren, und heutzutage wird weiter damit gehandelt, nicht nur durch den Verkauf von Kultobjekten, sondern auch durch das Wohlstandsevangelium, durch welchem sogar die Heilung, der Wohlstand und anderes Segen davon abhängig gemacht werden, dass man der Gemeinde (in ihren Wörtern „zu Gott“) ein finanzielles Opfer gegeben hat. Persönlich glaube ich, dass Jesus heute genauso mit der Haltung der Religiösen, die dies praktizieren, verärgert ist, wie er es damals in seiner Zeit war, als er sah, was im Tempel passierte.
So groß ist Jesus verärgert, dass er sich eine Peitsche macht, mit der er alle Händler aus dem Tempel herauswirft und sich beschwert, dass sie das Haus seines Vaters zu einem Kaufhaus gemacht haben. Jesus versucht die Menschen nochmal auf das Ziel des Tempels aufmerksam zu machen: die Tatsache, dass Gott dort wohnt, und dass der Hauptgrund des Tempels ist, dass die Menschen dort Gott treffen können und nicht mit Händlern herumringen und verschiedene Riten, die sie versklaven und die reich machen, die sie ausnutzten, einhalten müssen.
Ein anderer Grund, warum Jesus das Blickfeld der Leute auf Gott den Vater richtet, ist, um sie zu erinnern, woher der Tempel kommt und was es eigentlich repräsentieren sollte. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, sehen wir ursprünglich, in der Schöpfung, dass Gott und der Mensch zusammen spazierten, indem sie von Angesicht zu Angesicht sprachen. Nach dem Sündenfall der Menschheit, bricht diese direkte Beziehung auseinander, als das Vertrauen der beiden zerbricht. Gott hätte seine Schöpfung ablehnen und den Menschen allein lassen können, aber er tut es nicht; Gott entscheidet sich ihm weiter zu lieben und versucht die Beziehung zu ihm wieder aufzubauen. Das ganze Alte Testament hindurch sehen wir dann Beispiele von Personen, die diese persönliche Treffen und Gespräche mit Gott haben: Abel, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Moses. Sie alle hatten persönliche Erfahrungen mit Gott und Gespräche, die sie im Leben führten und keiner von ihnen war jemals in einer Kirche, Gemeinde oder im Tempel. Mit Moses fängt die Geschichte an einen anderen Weg zu nehmen. Während bis jetzt diese Treffen hauptsächlich mit ein paar wenigen Personen waren, fängt Gott an sich seit Moses dem ganzen Volk durch übernatürliche Wunder und Zeichen zu zeigen. Das tut er ursprünglich um ihnen zu zeigen, dass er sie aus Ägypten rausholen kann um sie in das gelobte Land, nach dem ihre Vorväter getrachtet hatten, zu führen. Aber Gott wollte noch mehr: als sie an einem Ort in der Wüste gelangen, wo sich der Berg Sinai befindet, sagt Gott Moses, dass er sich seinem Volk direkt zu erkennen geben will und direkt zu ihnen sprechen möchte. Leider reagiert das Volk mit Angst und Misstrauen, statt die Gelegenheit einer direkten Beziehung zu Gott wahrzunehmen, und entscheidet, dass Moses der einzige sei, der für sie spricht (sehr ähnlich wie dass, was wir heute mit den Pastoren und Leitern der Gemeinden erleben). Das Resultat sehen wir ein paar Kapitel später: Götzendienst, Ungehorsam, usw. Trotzdem gibt sich Gott nicht geschlagen und gibt Moses ein Urdesign des Tempels: die Stiftshütte. Gott zeigt damit dem Volk, dass er mitten unter ihnen und mit ihnen leben möchte. Die Stiftshütte war nicht ein Versammlungsort als solches, sondern ein Ort für Opfer, durch welchem das zukünftige Opfer Christi prophezeit wurde. Das Volk wusste, dass Gott da war, wenn sie das Feuer oder die Wolke über das Zelt der Stiftshütte sahen.
Jahre später, als das Volk Israel schon eine bestehende Nation ist, die auf eine relativ gut funktionierende Theokratie basierte, entscheidet das Volk, nachdem sie gesehen haben, dass die anderen Nationen um sie herum ihre Könige und Prinzen hatten, dass für sie Gott als Herrscher der Nation nicht genug ist. Sie bitten dann den Propheten Samuel, dass er ihnen einen König gibt. Samuel, der eine direkte Beziehung zu Gott hatte, versteht, dass dies ein Fehler ist und versucht das Volk zu überzeugen, dass sie einen riesigen Fehler tun. Trotz allem erlaubt Gott dem Volk, das zu haben, was sie wollen, aber nicht ohne sie vorher über die Folgen zu warnen. Bis hier haben wir gesehen, dass die Menschen Gott auf verschiedene Arten abgelehnt hatten: sie haben ihn zuerst aus ihrer persönlichen und intimen Beziehung rausgeholt, dann aus ihrem Glauben und zuletzt aus ihrem Alltag. Gott sorgt aber dafür, dass ein König aufgesetzt wird, mit dem er eine starke Beziehung hat: David. David versteht gut, was Gott wirklich will und sorgt dafür, dass die Stiftshütte, die in Vergessenheit geraten war, wiederaufgebaut wird; er versucht die Beziehung Gottes zu seinem Volk wiederherzustellen. Er bringt die Stiftshütte zurück und stellt sie auf einem Platz, wo jeder Zugang hat. Interessanterweise ist das die einzige Zeit, in der jeder Zugang zur Stiftshütte selbst hat, um Gott zu suchen und eine Beziehung mit ihm zu haben. Deshalb wird es im Neuen Testament nochmal als Beispiel des direkten Zugangs, den wir zu Gott haben, aufgenommen. David möchte, dass seinem Volk die Gegenwart Gottes bewusster wird und entscheidet sich einen Tempel für Gott zu bauen, erkennt aber deutlich in einem seiner Psalmen, dass Gott nicht in Tempeln oder von Menschen gebauten Orten lebt. Sein Hauptziel ist es, dass die Personen verstehen, dass Gott immer in ihrer Nähe ist, in Reichweite seines Herzens. Das Volk hat es aber leider vergessen, und hier haben wir Jesus, der sie wieder daran erinnert. Die Leidenschaft, die Jesus hatte und der Psalmist erwähnt, war nicht die Leidenschaft für ein Gebäude als solches, es war die Leidenschaft für die Gegenwart Gottes dort. Jesus wünschte sich, dass die Menschen verstehen, dass die Priorität in unserem Leben nicht die Opfer oder Sühnehandlungen sind, sondern die Gegenwart Gottes in unserem Leben.
Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Was für ein Zeichen (zeremoniell oder übernatürlich) zeigst du uns, dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten (aufwecken, vom Schlaf, Tode, der Dunkelheit usw. erwecken)!
Da sprachen die Juden: In sechsundvierzig Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?
Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Als er nun aus den Toten auferstanden war (erhoben, erweckt war), dachten (erinnerten) seine Jünger daran, dass er ihnen dies gesagt hatte, und sie glaubten (hatten Glaube, vertrauten) der Schrift und dem Wort (Gr. logos), dass Jesus gesprochen hatte.
Die religiösen Juden reagieren logischerweise sofort wegen dem, was geschehen war, indem sie Jesus' Autorität in Frage stellen und verlangen, dass er seine Autorität dies zu tun beweist. Jesu Antwort ist einfach: Er geht vom Gebäude 'Tempel' über, sich selbst als Tempel zu bezeichnen und prophezeit vor ihnen seinen Tod und Auferstehung. Die Juden, die sich nur auf die Wichtigkeit ihres Tempels konzentrierten, verstanden das Gleichnis, das Jesus benutzt um zu beschreiben, wer er ist und was er tun wird nicht und bestehen auf die Bedeutung des Gebäudes. Sogar die Jünger verstehen dies erst nachdem Jesus von den Toten auferstanden ist, indem er so seine eigene Prophetie erfüllt.
Im Neuen Testament sehen wir, dass sich das Verständnis der Jünger diesbezüglich später auch ändert, als sie erwähnen, dass jeder von uns der Tempel Gottes ist, und dass Christus in uns lebt, was schon immer Gottes Ziel war: dass wir eins mit Ihm sind und Er mit uns – die perfekte intime Beziehung; die Rückkehr zur ursprünglichen Schöpfung.
Als er aber am Passahfest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen (Zeichen der Autorität, des Charakters), weil sie seine Zeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute (glaubte nicht) sich ihnen nicht an, weil er alle kannte, und weil er es nicht nötig hatte, dass jemand von dem Menschen Zeugnis gab; denn er wusste selbst, was im Menschen war.
Jesus bleibt noch während des Festes in Jerusalem und wir sehen, dass er mehrere Wunder tut, die mehrere Personen dazu bringen, an ihm zu glauben und ihn zu vertrauen. Jesus selbst aber vertraute niemanden und war nicht leichtgläubig, noch ließ er sich von Menschen oder der Meinung anderer beeinflussen, da er als Gott genau wusste, welche Intentionen jede Person hatte. Das zeigt auch einen Jesus, der genau wusste, wer er war, und der es nicht nötig hatte, dass andere bei ihm Lobby machten, damit er tat, was sie wollten. So konnte er tun, was er wollte: Freiheit und Rettung bringen.