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Johannes 1:35-51 – Die ersten Jünger Jesu

  • Autorenbild: David Roncancio
    David Roncancio
  • 23. Dez. 2018
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Sept. 2019


Nachdem Jesus Herkunft klar steht, nachdem er Zeugnis seiner Gottheit geleistet hat und über einen Teil der Taufe Jesu berichtet hat, geht Johannes über von den Anfängen von Jesus' Dienst zu berichten. Was jetzt passiert, findet am nächsten Morgen statt, nachdem Jesus getauft war. Johannes war dabei weiter zu taufen, als er sieht wie Jesus in derselben Gegend ist.

Paralleltexte: Matthäus 4:18-22; Markus 1:16-20; Lukas 5:2-11.

Am folgenden Tag stand Johannes wiederum da und zwei seiner Jünger (Lerner). Und indem er auf Jesus blickte, der vorüberging, sprach er:


Aber im Gegensatz zum Tag davor, ist Johannes diesmal mit zwei seiner Jünger dort. Aus dem Berichten der anderen Evangelien und den Abschnitten die folgen, können wir erkennen, dass einer der Jünger möglicherweise Johannes (der Jünger) und der andere Andreas, der Bruder von Petrus, waren. Jetzt wo sie auch dort sind, wiederholt Johannes, was Gott ihm am Tag zuvor über Jesus offenbart hatte:


Siehe, das Lamm Gottes!


Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten (Wörtl. waren auf demselben Weg mit) Jesus nach. Als aber Jesus sich umwandte und sie nachfolgen sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr?


Als die zwei Jünger Johannes Aussage hören, folgen sie sofort Jesus. Das Wort, was hier für ‚folgen’ benutzt wird, heißt ‚im selben Weg mit jemanden eins sein‘. Die Jünger folgen Jesus nicht nur um ihn zu folgen oder aus Neugier; sie kannten die Prophetien über den Messias und sie warteten genauso auf ihm wie viele der Juden. Als Johannes öffentlich diese prophetische Aussage über wer Jesus ist ausruft, entscheiden sie, dass es Zeit ist Jünger Jesus zu werden und aufzuhören Johannes den Täufer zu folgen. Wir sehen das auch in der Antwort, die sie geben, als Jesus sie mit ihren Absichten zur Nachfolge konfrontiert: Was sucht ihr? Was hofft ihr zu finden? Jesus bringt sie zum Nachdenken, wie ein guter Coach, über ihre Absichten und Motivation zur Nachfolge. Von allen Jüngern, die Jesus später hat, sind diese die einzigen, die ihm nachfolgen, ohne vorher zuerst von Jesus berufen zu sein. Trotzdem, und obwohl er sie nicht abweist, bringt er sie erst dazu über ihre Motivation und Absichten bei der Nachfolge nachzudenken. Welche sind deine Absichten und deine Motivation bei der Nachfolge Jesu? Was hoffst du dabei zu finden?


Sie sprachen zu ihm: Rabbi (würdevoller Titel), wo wohnst du (bleibst/übernachtest du)? (Rabbi übersetzt heißt: Lehrer).

Er spricht zu ihnen: Kommt (mit mir) und seht!

Sie kamen und sahen, wo er wohnte (blieb), und blieben jenen Tag bei ihm. Es war aber um die vier Uhr nachmittags (Wörtl. die zehnte Stunde – Wenn man die Stunden ab sechs Uhr morgens zählt, was der Tagesanfang laut der jüdischen Zählung war, sind wir bei vier Uhr nachmittags).


Sie antworten indem sie einen würdevollen Titel benutzen, der für die geistlichen Lehrer der damaligen Zeit angewendet wurde, und fragen ihn einfach, wo er gerade übernachtet. In dieser Zeit, wenn man eine solche Frage stellte, indem man den Titel eines Lehrers anwendete, hieß das praktisch, dass sie alles zurückließen um ihn von jetzt an überall, wo er hinging nachzufolgen. Jesus lädt sie einfach ein ihm zu folgen und zu sehen, wo er blieb. Da Jesus recht weit von seinem zuhause in Nazareth war, können wir davon ausgehen, dass er bei jemanden aus der Familie oder einem Freund der Familie übernachtete. Johannes erwähnt nicht genau, wo sie geblieben sind. Als die Jünger sehen, wo er übernachtet, und da es schon zu spät ist um zurückzugehen, bleiben sie auch dort. Sie haben sich möglicherweise nicht selbst eingeladen. Die jüdische Tradition verpflichtete dazu Reisende oder Besucher, die gerade im Haus waren, eine Ankunft anzubieten, wenn es schon dunkel wurde und sie einen langen Weg zurück hatten. Wenn das auch die Winterzeit war, fing es schon ca. um vier an dunkel zu werden, was eine Weiterreise sehr gefährlich machte.


Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias [Gesalbten] (das heißt (übersetzt), den Christus [gesalbten]) gefunden.

Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und sprach:

Du bist Simon (erhört), Jonás (von Gott bevorzugt) Sohn, du sollst Kephas [Fels] heißen (das heißt übersetzt, Petrus (Stein).


Johannes springt in der Zeit und beschreibt einige Momente später. Hier wird es klar, dass einer der zwei Jünger im vorigen Bericht Andreas war. Wir gehen davon aus, das der andere Johannes war, da sein Name nicht erwähnt wird und es üblich für die damaligen Autoren war, dass wenn sie von sich selbst sprachen, sie es nicht direkt erwähnten, wie z.B. in der Apostelgeschichte, als Lukas als Teil der Gruppe erwähnt wird, aber durch die grammatikalische Form, die er benutzt, wir wissen, dass er in dem, was er berichtet dabei war.


Nachdem er diese Nacht bei Jesus verbracht hat, hat sich in Andreas etwas verändert, und so sucht er seinen Bruder Simon und erklärt direkt, dass er den erwarteten Messias gefunden hat. Wir wissen nicht, welche Gespräche diese Nacht mit Jesus abliefen, aber wir sehen eindeutig, dass das Resultat der selben, eine totale Klarheit darüber war, wer Jesus ist. Andreas führt Simon wo Jesus ist, und dieser, nachdem er ihn gut beobachtet hat, macht eine prophetische Erklärung über Simons Leben: Jesus benutzt ein Wort- und Bedeutungsspiel mit seinem Namen und sagt: ‚Du bist Simon, du bist der erhört wurde, der Sohn Jonas, der von Gott bevorzugt wurde.’ Jesus fängt damit an, dass er Simons jetzige Identität beschreibt, aber er folgt mit etwas größerem: Jesus will nicht nur Simons Identität bestätigen, er möchte ihn einen Sinn, eine Zukunft geben! Er geht weiter und ändert seinen Namen, indem er erklärt, dass von jetzt an seine Identität und sein Lebenssinn ein Fels zu sein ist. Für Petrus muss es wohl eine komische Veränderung gewesen sein, aber wir sehen nicht, dass er es abweist. Es wird eine Zeit brauchen, bis wir verstehen, warum Jesus seinen Namen ändert, und was es bedeutet, dass er ein Fels ist. Zu Ende seines Dienstes, ca. 3 Jahre nach diesem Ereignis, benutzt Jesus wieder eine ähnliche Erklärung mit Petrus, nachdem dieser ausgesagt hatte, dass Jesus der Christus (der Gesalbte) und der Sohn Gottes ist: Jesus erklärt dann, dass er auf Petrus' Erklärung, seine Gemeinde (seine Ekklesia) bauen würde. Während dieser ganzen Zeit muss sich Petrus gefragt haben, warum Jesus ihn diesen neuen Namen gegeben hatte, aber er muss auch in der Erwartung gewesen sein, dass sein Lebenssinn, der in diesen neuen Namen inbegriffen war, bald in Erfüllung ging.


In den Paralleltexten können wir auch sehen, dass Petrus, während er fischte, ein persönliches Treffen mit Jesus gehabt hat. Als Petrus ein Wunder Jesus miterlebt, bekommt er das Angebot ein Menschenfischer zu werden.


Wenn wir die Paralleltexte vergleichen, sehen wir einige mögliche Unvereinbarkeiten. Das ergibt sich aber aus den verschiedenen Perspektiven, derjenigen, die direkte Zeugen waren und derjenigen, die es nicht waren. Lukas hat die Zeugnisse erst viel später zusammengestellt und war nicht dabei, Matthäus und Markus waren auch nicht dabei, sondern haben von anderen gehört, was passiert war. Markus hat es möglicherweise direkt von Petrus gehört. Johannes war der einzige direkte Zeuge dort. Deshalb ist es möglich, dass die Ereignisse in Petrus' Boot erst viel später, als was Johannes hier berichtet, geschehen sind.


Am folgenden Tag wollte Jesus nach Galiläa reisen; da findet er Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! (Komm mit mir; sei auf dem selben Weg mit mir)!


Am nächsten Tag fängt Jesus an, andere Jünger zu rufen. Den ersten, den er findet, ist Philippus; er befielt ihn einfach ihm nachzufolgen. Wir sehen hier nicht, welche Philippus erste Reaktion ist, aber wir sehen, dass er ihm nachfolgt, anscheinend ohne Diskussion.


Philippus aber war von Bethsaida (Haus der Fischerei), aus der Stadt des Andreas und Petrus. Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm:

Wir haben den gefunden, vom welchen Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von Nazareth.

Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?

Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh!


Der Autor stellt uns Philippus vor und erklärt, dass er aus dem selben Ort kommt, aus dem Andreas und Petrus kommen, und dessen Name den Job, der dort lebenden ausdrückt: die Fischerei. Philippus geht und sucht Nathanael, und sagt ihm, dass sie die Person, von der Moses im Gesetz (den Pentateuch) und auch die Propheten geschrieben hatte, also den Messias gefunden haben. Es sieht so aus, wüsste Philippus etwas mehr über Jesus, denn er erwähnt, dass Jesus der Sohn Josephs (der Tischler) ist, und dass er aus Nazareth kommt. Die Erwähnung Nazareths ruft Überraschung in Nathanael auf, denn die Hoffnung der Juden war, dass der Messias aus einem berühmten Dorf oder Familie der königlichen Linie kommen würde, und Nazareth war nicht gerade deshalb berühmt. Trotzdem lässt sich Philippus nicht von diesem Kommentar stören und lädt Nathanael einfach dazu ein, selbst zu sehen und sich zu überzeugen.


Jesus sah den Nathanael auf sich zukommen und spricht von ihm:

Siehe, wahrhaftig ein Israelit, indem keine Falschheit ist!

Nathanael spricht zu ihm: Woher kannst du mich?

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah (kannte) ich dich!

Nathanael antwortete und sprach: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König (Herrscher) von Israel!

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst (hast Glaube/Vertrauen), weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum? Du wirst Größeres sehen als das!


Als Jesus ihn sah, bevor Nathanael ankam, sprach er über Nathanael zu den Leuten um ihn herum, und sagte etwas sehr positives über ihn: „Schaut, das ist ein Nachkomme Israels, der integer und nicht korrupt ist.” Jesus kannte Nathanael, er kannte speziell seine Haltung und sein Leben, auch im Geheimen. Nathanael hört das gesagte und ist überrascht. Er bittet Jesus ihm zu erklären, woher er ihn kennt. Jesus beschreibt einfach einen Moment, in welchen Nathanael unter einem Feigenbaum saß. Auf dem ersten Blick ist das für uns nichts außergewöhnliches… ja, Jesus hat ihm unter einem Baum gesehen, aber das heißt nicht, dass er ihn deshalb innig kennt. Aber es sieht so aus, dass für Nathanael, der Fakt, dass Jesus den Feigenbaum im Zusammenhang mit seiner Integrität erwähnte, doch eine große Bedeutung hatte. Wir wissen nicht, was unter diesem Feigenbaum geschah und welche Beziehung dies zu Nathanaels Integrität hat, aber an seiner Antwort, können wir erkennen, dass es ihm so beeindruckt hat, dass er letztendlich erklärt, dass Jesus der Sohn Gottes und der König von Israel ist. Obwohl das für Nathanael sehr wichtig ist, ist das für Jesus geradezu normal. Deshalb ist er über Nathanaels Glaube überrascht und er versichert ihm, dass das, was er gesehen hat, gerade mal ein bisschen ist, von dem, was er in der Zeit von Jesus‘ Dienst noch sehen wird.


Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel [Botschafter] Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen [der Menschheit].


Jesus spricht dann zu allen, während er weiter Nathanael anschaut, und versichert ihnen, dass sie nicht nur größere Wunder sehen würden, sondern auch die Engel vom Himmel auf die Erden hoch- und runterkommen sehen, während sie Jesus dienten.


Bis zu diesem Punkt spricht Johannes der Autor von Jesus als der Sohn Gottes, um somit klar zu stellen, dass Jesus vollständig Gott ist, aber hier führt er den Begriff ‚Sohn des Menschen’ ein, und gibt so zu verstehen, dass Jesus nicht nur vollständig Gott ist, sondern auch vollständig Mensch ist; ein Thema, welches wir ein anderes Mal gründlicher besprechen werden.

 
 
 
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